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Therapiekonzept

Übungen im Abgrenzen

helfen bei der Suche nach dem Selbst.

Therapiekonzept bei Essstörungen

Magersucht
Nach Möglichkeit sollte ein ambulantes Vorgespräch stattfinden, bei dem die Therapiebedingungen, die Unterstützungsangebote, das Zielgewicht und andere wichtige Grundlagen besprochen werden, so dass die Betroffenen im Vorfeld schon „Ja" zu der Therapie sagen können.

Bei einem sehr niedrigen Gewicht (BMI unter 14 kg/m2) steht zu Beginn der Behandlung ein Zunehmen in den gesunden Bereich hinein im Vordergrund. Dies empfinden die Betroffenen zunächst oft „schrecklich", da sie in ihrer „Mager-Identität" stark verunsichert werden. Dieser Symptomverzicht ist jedoch unerlässlich.

In einem Therapievertrag werden die Bedingungen und Grenzen der ersten Therapiephase genau festgelegt. Täglich findet ein therapeutisches Einzelgespräch statt, andere Bereiche wie Spaziergänge, Besuche, Teilnahme an Veranstaltungen etc. kommen schrittweise dazu.

Der weitere Ablauf der Behandlung ähnelt nun dem bei Bulimie.

Familiengespräche
Bei jugendlichen Magersüchtigen, die noch im Elternhaus leben, ist die Bereitschaft der Familie, an Familiengesprächen teilzunehmen, Teil einer guten Prognose. An der Klinik besteht die Möglichkeit zur ergänzenden Familientherapie auf systemischer Grundlage. Bei Bedarf besteht auch die Möglichkeit, die Gespräche nach der Entlassung im Rahmen unserer Ambulanz weiterzuführen.

Bulimie (Ess-Brechsucht) und Binge-Eating (Essattacken)
In der ersten Phase nach der Aufnahme unterstützt ein stark strukturierendes, auf den Umgang mit dem Essen bezogenes Konzept die Entwicklung der Symptomabstinenz. Durch das 'abstinente Essen' mit Unterstützung durch einen 'Sponsor' und ev. tägliche Essbegleitung beim Mittagessen durch eine Krankenschwester wird die Nahrungsaufnahme genau geregelt.

Im Anschluss an das Mittagessen erfolgt in der ersten Therapiephase eine sogenannte „Nachruhe-Phase", in der die Patienten zusammen mit einer Krankenschwester für 30 Minuten ausruhen, entspannen und auf diese Weise erleben können, dass ein „Behalten" der Nahrung auch angenehme Gefühle auslösen kann.

In einem Rahmen-Therapievertrag, der allen bulimischen Patienten vorgelegt wird, werden die einzelnen Schritte festgelegt und individuelle Absprachen fixiert. Dazu zählt z.B. die Festlegung eines Basisgewichts, das die untere Grenze des Körpergewichtes für die stationäre Zeit anzeigt. Weiterhin werden Regelungen für einen möglichen Krisenfall vorsorglich fixiert.
Viele Bulimikerinnen sind freudig überrascht, wie leicht es ihnen unter diesen strukturierenden stationären Bedingungen fällt, auf Ess- und Brechanfälle zu verzichten und verwechseln dann nicht selten diesen ersten Schritt mit ihrer Gesundung. Daher ist es sehr wichtig, diese hilfreiche Strukturierung nach einigen Wochen schrittweise wieder abzubauen.

Das 'freie Essen' und der Umgang mit den gefürchteten 'Dickmachern' und Essanfall induzierenden Nahrungsmitteln stehen nun auf dem Programm. Diese Phase ist oft mit vermehrten Rückfällen verbunden, was bei den Patientinnen dann die Angst auslösen kann, die Therapie sei nutzlos gewesen, da sie sich wieder in der gleichen Dynamik wie vor der Therapie erleben.
Das Erlernen eines sinnvollen Umgehens mit den Rückfällen ist daher nun das Hauptthema und hat insgesamt eine zentrale Bedeutung für die Prognose nach Beendigung des stationären Aufenthaltes. Auch hier gibt es neben der Bearbeitung in der Gruppentherapie strukturierte Hilfsangebote.

In der Entlassphase wird die Therapiestruktur weiter aufgelockert, Selbstbestimmung steht nun im Vordergrund. Hauptthemen sind nun die Vorbereitung auf die Zeit nach der Entlassung, Regelung von Problemen am Heimatort, Familien- oder Partnergespräche, Heimfahrten, Abschied von der Klinik und den hier wichtig gewordenen Menschen, Suchen von ambulanten Unterstützungsangeboten.

Esssucht bzw. psychogenes Übergewicht
Wir gehen davon aus, dass spezielle Abnahmediäten den Zunahmezyklus nur weiter ankurbeln, da sie einschränkend und lustfeindlich sind. Sie funktionieren daher nur solange sie eingehalten werden und enden mit einer entsprechenden Gegenreaktion und einer erneuten Gewichtszunahme.
Übergewichtige lernen daher bei uns vor allem, wieder „normal" zu essen, zunächst strukturiert, dann zunehmend in einem freieren Rahmen. Im psychotherapeutischen Bereich liegt der Fokus nun oft in der Beziehung, z.B. bei dem, was man sich mit dem Körperpanzer vom Leibe hält, wozu man ihn braucht und durch was man ihn verzichtbar machen könnte.