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Magersucht

Die Körperschemastörung

bewirkt eine verzerrte Selbstwahrnehmung

Magersucht (Anorexia Nervosa): Ursachen, Symptome und Behandlung

Was ist Magersucht?
Magersucht, auch bekannt als Anorexia nervosa, ist eine schwerwiegende Essstörung, die hauptsächlich Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 25 Jahren betrifft. Rund 20% der Betroffenen sind jedoch auch junge Männer. Menschen mit Magersucht haben ein extremes Bedürfnis, ihr Gewicht zu kontrollieren, indem sie strikte Diäten einhalten oder die Nahrungsaufnahme gänzlich verweigern. Dies führt zu gefährlichem, oft lebensbedrohlichem Untergewicht. Bei jungen Mädchen tritt die Anorexia nervosa häufig kurz nach der ersten Menstruation auf. Bei Männern kann die Erkrankung hingegen mit einer Muskelaufbaudiät beginnen, was zu einer paradoxen Entwicklung in Richtung Magersucht führt. Die Behandlung von Magersucht erfolgt geschlechtsunabhängig, da die Essstörung ähnliche Dynamiken bei beiden Geschlechtern aufweist.

Hintergründe der Magersucht
Die Ursachen für Magersucht sind vielschichtig und umfassen eine Kombination aus persönlichen, familiären, genetischen und äußeren Einflüssen.

Psychologische Ursachen der Anorexia Nervosa:

  • Angst vor dem Erwachsenwerden und der weiblichen Körperentwicklung
  • Familienkonflikte, wie z.B. überhöhte Ansprüche, Perfektionismus und Überbehütung
  • Persönlichkeitsmerkmale wie extreme Anpassungsfähigkeit und das Bedürfnis, Widerstand durch Nahrungsverweigerung auszudrücken
  • Erhöhtes Risiko bei Personen, deren Beruf oder Umfeld besondere Schlankheit erfordert (z.B. Models, Ballett-Tänzer)
  • Bei Männern kann eine narzisstische Problematik vorliegen, die durch einen muskulösen Körper kompensiert werden soll

Symptome der Magersucht / Anorexia Nervosa

  • Extremer Gewichtsverlust: Der Body-Mass-Index (BMI) liegt unter 17. Bei einer Körpergröße von 1,65 m fällt das Gewicht somit unter 45 kg.
  • Absichtlicher Gewichtsverlust: Herbeigeführt durch strenge Diäten, übermäßigen Sport, Diuretika, Abführmittel, Appetitzügler und/oder Erbrechen.
  • Körperschemastörung: Betroffene sehen sich trotz extremem Untergewicht als „zu dick“ an.
  • Veränderte Essgewohnheiten: Kalorienreiche Lebensmittel werden vermieden, Mahlzeiten dauern sehr lange.
  • Körperliche Schäden: Ausbleiben der Monatsblutung, Haarausfall und Wachstumshemmungen durch Mangelernährung.
  • Psychische Veränderungen: Angst vor Gewichtszunahme, Depressionen, Reizbarkeit und soziale Isolation.

Komplikationen bei Magersucht / Anorexia Nervosa

  • Nährstoffmangel: Führt zu Osteoporose sowie Schäden an Herz, Leber, Nieren und Gehirn. Wachstumsstörungen treten bei Jugendlichen häufig auf.
  • Müdigkeit und Konzentrationsprobleme
  • Verlust des psychischen Gleichgewichts: Depressive Verstimmungen, Selbstmordgedanken sowie gelegentliche Hochgefühle und Überlegenheitsgefühle.
  • Erhöhtes Sterberisiko: Bis zu 18% der Betroffenen sterben infolge von Anorexia nervosa, entweder durch Komplikationen der Unterernährung oder durch Suizid.

Therapie der Magersucht / Anorexia Nervosa

  • Ganzheitliche Behandlung: Da Magersucht sowohl körperliche als auch seelische Symptome zeigt, muss die Therapie beide Aspekte adressieren.
  • Stationäre Behandlung: Die stationäre Behandlung in spezialisierten Kliniken für Essstörungen hat sich als besonders effektiv erwiesen. Eine grundlegende Voraussetzung ist die Bereitschaft der Betroffenen zur Gewichtszunahme. Zwangsmaßnahmen zeigen in der Regel keine oder negative therapeutische Wirkung.
  • Einbeziehung der Familie: Eine erfolgreiche Therapie sollte auch die familiäre Situation berücksichtigen.
  • Langfristige Nachsorge: Ambulante psychotherapeutische Betreuung über mehrere Jahre ist notwendig.
  • Selbsthilfegruppen: Regelmäßige Teilnahme an Selbsthilfegruppen wie OA (Overeaters Anonymous) kann die Motivation zur Genesung stärken.
  • Hormontherapie: In einigen Fällen kann eine zeitweise oder langfristige Hormonbehandlung sinnvoll sein.

Fazit:
Magersucht bzw. Anorexia nervosa ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die ohne professionelle Hilfe schwer zu überwinden ist. Eine frühzeitige Diagnose und ein umfassender Therapieansatz, der körperliche und seelische Aspekte umfasst, sind entscheidend für den Heilungsprozess.